(Gefunden auf der Webseite der Österreichischen Wanderdörfer www.wanderdoerfer.at und mit freundlicher Genehmigung des Autors!). So könnte sie wirklich stattgefunden haben, die Reise des römischen Centurios durch unsere Heimat, vor mehr als 2.000 Jahren! Wo heute am Alpe-Adria-Trail die Wanderer von den Gletschern der Hohen Tauern bis zur Adriaküste gen Süden wandern, sind schon seit der Bronzezeit Menschen gereist. Zuerst die Kelten, gefolgt von den Römern und später verdrängt von Goten, Awaren in den Wirren der Völkerwanderung. Grund genug, sich einmal der faszinierenden Vision einer Zeitreise am Alpe-Adria-Trail zu widmen. Wir schreiben das Jahr Christi Geburt und unser Held heiß Gaius Bonus, ein Centurio der Legion Noricum. Es ist erst wenige Jahre her, dass das sagenumwobene keltische Fürstentum Noricum teil des römischen Reiches geworden ist. “Wofür das alles?“ fragte sich Gaius Bonus als er mit seiner Hundertschaft im eisig schneidenden Sturm den Saumweg vom heutigen Rauris hinauf zum Hochtor stapfte. Die Mythen rund um das Tauerngold haben sich zwar als wahr erwiesen, doch der Abbau des Edelmetalls war mühsam und gefährlich. Zudem ließen sich die streitbaren Germanen nicht und nicht aus der Alpenregion vertreiben. Was für ein Glück, dass Gaius Bonus den Befehl erhielt, den Transport einer Ladung Golderz nach Süden, bis an die Küste des Mare Nostrum, des Mittelmeeres, zum Hafen von Aquileia zu geleiten. Nur der Gedanke an das samtig, milde Klima dieser herrlichen Hafenstadt hielt ihn und seine Soldaten auf den Beinen. Endlich, im tobenden Sturm angekommen kniete Gaius Bonus voller Dankbarkeit nieder brachte den Göttern für den geglückten Aufstieg sein Opfer, eine bronzene Herkulesstatue, dar. Sie waren hier nicht die ersten, denn eine Vielzahl von kleinen Götterschreinen zierte bereits die Kammlinie des Passes. Seinen Mannen erschien die Opfergabe mehr als großzügig, wobei für eine glückliche Reise eigentlich ein Zehntel der Ware zu opfern wäre. Nun das war Gaius Bonus doch zu viel, was er jedoch besser für sich behielt. Nachdem sich der Zenturio ein wenig ausgerastet hat, verschlug es ihm ob des Ausblicks von der Passhöhe den Atem: ein Meer von verschneiten Gipfeln breitete sich über tief eingeschnittene, bewaldeten Tälern aus. Ein Gipfel, eine eisgepanzerte steile Pyramide überragte alle bei weitem und ein langer Eisstrom wälzte sich zu ihren Füßen in das Tal. „Das muss wohl der höchste Berg der Welt sein, höher als der Olymp, der Heimat der griechischen Götter“, von dem er schon einmal gehört hat. Nachdem sich das Wetter gen Süden mit jedem Schritt besserte und mit dem Abstieg auch die Temperaturen wieder ein, für einen gestandenen Römer, verträgliches Maß erreichten, folgten Gaius Bonus dem Saumweg hoch über dem dicht bewaldeten Talgrund in Richtung Süden. Er konnte keine Ahnung haben, dass fast 1.000 Jahre nach ihm ein dänischer Söldner namens Briccius, ebenfalls dieser Route folgend, hier in einer Lawine zu Tode kommen würde. Und dass die Bauern des Dorfes Hof ein Fläschchen mit dem „heilige Blut“ jenes Jesus bei ihm entdecken würden, der vor wenigen Monaten in Palästina zur Welt gekommen ist. Heute heißt das Dorf Heiligenblut und die spätgotische Wallfahrtskirche mit dem Blattgold verzierten Flügelaltar erinnert an diese Begebenheit. Nun das wäre sicherlich eine eigene Geschichte wert. Wir bleiben aber auf unserer Zeitreise im Jahre Null und begleiten den Centurio weiter auf seiner Wanderung in Richtung Adria. Und Wegbegleiter hat er bitter nötig, denn gerade ist er gestolpert, weil sein Blick von einem betörend schönen Wasserfall auf der anderen Talseite (Jungfernsprung) abgelenkt wurde. Eine Woche waren sie nun schon unterwegs, seit sie die sturmumtoste Passhöhe überschritten haben. Langsam begannen seine Soldaten zu murren, denn sie waren müde von den abwechselnden Auf- und Abstiegen des wenig begangenen Steigleins inmitten der himmelhoch aufragenden Berge. Mit Müh und Not konnte Gaius Bonus einen Aufruhr verhindern, als sie ein weites Talbecken (Mallnitz), hoch über dem eigentlichen Haupttale erreichten. Und zwischen riesigen Felsblöcken, es musste hier einmal ein großer Bergsturz nieder gegangen sein, wand sich zu ihrer Verwunderung eine gut ausgebaute Straße. Gaius Bonus hatte noch nicht die Kunde erreicht, dass hier vor kurzer Zeit ein neuer, sogar für Pferdewagen ausgebauter Passübergang gebaut wurde. Während seine Einheit nun wieder besser gelaunt auf der gut ausgebauten Straße weiter marschierte, zog es der Centurio vor, dem Rat des schelmischen, alten römischen Straßenwärters, der gelangweilt in einer Hütte an der Klause seinen Dienst versah, zu folgen und über einen schmalen Pfad nahe des wild tosenden Gletscherbaches hinunter zuwandern. Doch statt des versprochenen Goldes und Edelsteine fand sich Gaius Bonus in einer furchterregenden Schlucht (Groppensteinschlucht) mit steilen Felswänden und wilden Wasserfällen wieder. In seiner Verzweiflung gelobte der Centurio, bei nächster Gelegenheit den ausstehenden „Zehnten“ auch wirklich zu opfern. Und tatsächlich fand der Centurio mit viel Glück wieder aus dieser Unterwelt heraus und erspähte wenig später, wieder im breiten Tale, einen merkwürdigen kleinen Berg, der sich mitten im Talgrund erhob. Noch ganz im Banne des Erlebten, bestieg die Hundertschaft den kleinen Berg, auf dessen Gipfel sie die Spuren einer keltischen Opferstätte fanden. Dieser magische Ort (Danielsberg) verzauberte die gesamte Reisegesellschaft und Gaius Bonus schien es viel zu einfach, seine Gabe an den Opferschalen der Kelten darzubringen. Mit dem „Zehnten“ begannen sie am Gipfel des Berges einen Tempel, dem Herkules geweiht, als Dank für die glückliche Reise zu errichten. Und während nach einigen Wochen seine Truppe weiter zog, hatte sich der Centurio schon in der nahen Provinzhauptstadt Teurnia auszahlen lassen und mit dem Bau eines Hauses nahe des Herkulestempels begonnen. Denn der Zauberberg sollte den Centurio für immer in seinen Bann ziehen. Folge den längst verwehten Spuren von Gaius Bonus am Alpe-Adria-Weg. Dem Centurio gleich, wirst du von der atemberaubenden Schönheit der Natur- und Kulturlandschaft im Nationalpark Hohe Tauern, entlang des Alpe-Adria-Trails fasziniert sein. Und werden dabei an manchen Orten noch in längst vergangene Zeiten eintauchen. Wie am Danielsberg, wo der Herkulestempel und der Marmorboden eines römischen Hauses noch gut erkennbar sind. Vielleicht hieß sein Eigentümer ja wirklich Gaius Bonus, wer weiß…. Epilog: Die Nationalpark Lodge Großglockner ist stolzer Partnerbetrieb des Alpe-Adria-Trails, einem der faszinierendsten Weitwanderwege Europas – er führt vom Fuße des Großglockners in 37 Etappen bis an die Küste des Mittelmeeres. Innerhalb unseres Into the Wild Programmes werden die beiden ersten Etappen von uns als geführte Tageswanderungen angeboten. Wer weiter wandern will, ist beim Buchungscenter des Alpe-Adria-Trails www.alpe-adria-trail-com gut aufgehoben.